Kurze
Einführung in den Themenzyklus
Der
Ausstellungstitel weckt widersprüchliche und sich ergänzende
Assoziationen.
Was
schattenhaft ist, könnte finster und lichtlos
sein, es wäre die dem Licht abgewandte Seite; zugleich haftet
an allem was lebt und auf dieser Erde ist, allem, was im Lichte
steht der Schatten an. Nur was nicht greifbar existiert wirft
keinen Schatten. Oder meint schattenhaft soviel wie
nur als Schatten, sprich: kaum, zu sehen: eine flüchtige
Erscheinung, die im Augenwinkel vorbeizieht, das Leben,
als eines Schattens Traum, oder das schattenhaft Abbild der Idee
in Platons Höhlengleichnis?
Und
engelsgleich - was wir gemeinhin mit wie
ein Engel verstehen: Denkt man da nicht an Licht, an Erscheinungen,
die keine schattenwerfenden Hüllen benötigen, an Raumzeitlose,
die ganz Idee, ganz Licht sind? Oder ist eine Gleichheit von Engeln
und Menschen gemeint, das Menschliche im Engel, das Engelsgleiche
im Menschen? Wie ist es gar mit der Gleichheit bei den Engeln
selbst bestellt?
Der
Titel spiegelt das uralte Gegensatzpaar von Geist und Materie,
Licht und Schatten, Idee und Konkretisierung wider, und nicht
nur nebenbei ironisiert er es zugleich.
Patrick Feldmanns Skulpturen sind konkrete Gestalt, die durch
Reduktion zur Idee wird; Materie, die sich so sehr verflüchtigt,
daß sie Geist wird. In seinen Arbeitsgedanken sagt er selbst:
Die Substanz ist eine Andere. Das EntSCHEIDENDE ist eine
Fremdheit aus eigener Hand zu erzeugen (oder der eigenen Hand
fremd zu werden das ist gleich), das bedeutet Unkontrollierbarkeit
zu wirken, aus deren Substrat die Seele paradoxerweise
besser zu lesen und sprechen weiß als aus allzu Konkretem...
Die UNSCHÄRFE befreit den Geist, nach jedem scharfen
Wort müßte man eigentlich innehalten und sich des Stammelns
besinnen!
In
den Zeichnungen Rolf A. Burkarts hingegen wird etwas, das wir
gemeinhin als Geist, Licht, Idee - sprich: körperlos uns
vorstellen, zur konkreten, greifbaren sinnlichen Figur (die er
in den letzten Arbeiten dieses Themenkreises wieder mit Licht
verschwinden läßt). Seine Engel sind keine erhabenen,
über den Dingen schwebenden, gottnahen Erscheinungen
es sind Geschöpfe, sinnliche, zornige, gestrauchelte, sehnsüchtige,
einsame ... in den Leib gefallene, man möchte
fast sagen menschliche Engel.
Er
selbst sagt über sie: Engel, wenn es sie gäbe,
wären wie der große Bruder oder die große Schwester
des Menschen. Ständig müßten sie auf die Menschen
aufpassen, doch die kleineren Geschwister würden sich sowieso
nichts sagen lassen, im Gegenteil, insgeheim wären sie neidisch
und voller Zorn über ihre großen Geschwister, die immer
alles besser wüßten. Aber mit Ausnahme des Vorsprungs
im Wissen und an Lebenserfahrung (die Engel wären ja um einiges
älter als die Menschen), würden die Engel von den gleichen
Stärken und Schwächen, von den gleichen Lüsten
und Sehnsüchten wie die Menschen getrieben... mit der großen
Ausnahme: sie kennten weder Schuld noch schlechtes Gewissen!
Zu
den einzelnen Engelsgestalten
auf den Bildern
AMON
Unter den gefallenen Engeln, die zu Mächten des Bösen
wurden, finden sich einige (72!) die in der Magie durchaus positiv
wirken können. Buer heilt Krankheiten und lehrt Moral- und
Naturphilosophie, Beleth kann die Liebe von Männern und Frauen
entfachen, Berith verwandelt jedes Metall in Gold und Amon schließlich
versöhnt Streitigkeiten unter Freunden.
ARAKIEL
Das apokryphe 1. Henochbuch, das "Buch der Wächter"
berichtet: Die vermehrten sich Menschen und es wurden ihnen schöne,
reizvolle Töchter geboren. Die Engel sahen und begehrten
sie und sprachen zueinander: "Auf, wir wollen uns Frauen
aus den Menschenkindern nehmen und uns Kinder zeugen!" Zweihundert
Engel stiegen hinab auf die Erde und verrieten den Menschen die
Geheimnisse des Himmels.
Azazel führte sie an (siehe Azazel). Semjasa lehrte die Beschwörungen
und das Schneiden von Wurzeln, Armaros die Lösung der Beschwörungen,
Baraquel die Sterndeutung, Kokabeel die Astrologie, Ezequeel die
Wolkenkunde, Arakiel die Zeichen der Erde, Samsaveel die Zeichen
der Sonne und Seriel die Zeichen des Mondes.
Nachdem die Engel diese Geheimnisse preisgegeben hatten, vermischten
sie sich mit den Frauen und treiben Unzucht. Die Frauen wurden
schwanger, doch anstelle normaler Kinder gebaren sie Riesen, die
untereinander wieder Nachkommen zeugten, die zu noch größeren
Riesen, den Nephilim, emporwuchsen. Die Nephilim brachten ihrerseits
noch viel schrecklichere Riesen zur Welt, die Eluid, die eine
Höhe von 3000 Ellen erreichten (ca. 1500 Meter). -
Äußerst überreizt reagierte der zornige Oberste
des Alten Testaments auf Ungehorsam, Eigensinn und Erkenntnishunger(die
bezeichnenderweise oft mit Unzucht einhergingen!): - Die Riesen
verzehrten die ganze Ernte der Menschen, bis nichts mehr übrig
war. Da wandten sich die Riesen gegen sie und fraßen Menschen
und Tiere auf. Das Geschrei der Menschen drang bis zum Himmel
und Michael, Gabriel, Raphael und Uriel blickten herab und sahen
das viele Blut. Sie gingen zu Gott und fragten, was zu tun sei.
Gott sprach und beauftragte Uriel, zu Noah zu gehen und ihn vor
der Sintflut zu warnen.
Raphael sollte Azazel an Händen und Füßen binden,
die Wüste aufreißen und ihn in die Finsternis werfen.
Gabriel befahl er, die Riesen gegeneinander aufzuhetzen und Michael
sollte Semjasa und die anderen überwältigen und unter
den Hügel der Erde einsperren.
Die Erzengel gingen ans Werk und bestraften also die abtrünig
gewordenen Kollegen. Die abgefallenen Engel wurden in Ketten gelegt
und an einen Ort gebracht, wo Himmel und Erde zu Ende sind. Dort
wurden sie in einen tiefen Abgrund mit ewig herabfallenden Feuersäulen
gestoßen, wo sie noch heute auf ihre endgültige Verurteilung
am Tag des Jüngsten Gerichts warten. Manchmal gelangen die
Tränen dieser Engel an die Erdoberfläche und entspringen
als warme Quellen.
Die Frauen, die die Engel verführt hatten, wurden in Dämoninnen
verwandelt.
Semjassa bereute seine Vergehen, Azazel dagegen , bereute nichts.
Er fuhr hinab in die Hölle und wurde Satans Fahnenträger.
In manchen Auslegungen, wird diese Episode - ebenso wie das Debakel
mit Lilith - als Beweis dafür angesehen, daß die "Erste
Schöpfung" nicht auf Anhieb gelang. Es waren auch nach
dem 7. Tag noch grundlegende "Nachbesserungen" nötig
(siehe das traurige Kapitel der Dinosaurier in der Biologie)...
Die "verfehlte Schöpfung" der abtrünigen Engel
wurde ersäuft, um einem erneuten Versuch Raum zu geben.
AZAZEL
Siehe: "Arakiel", 1. Henoch-Buch: Die abtrünnigen
Engel, die im mystischen Beischlaf Geist und Materie, die mythologische
Vorzeit mit der monotheistischen Neuzeit versöhnen wollten,
wurden von Azazel angeführt. Azazel lehrte den Menschen die
Herstellung von Schwertern, Messern, Schilden und Brustpanzern
und er zeigte ihnen die Bearbeitung von Metallen, Armspangen und
Schmuck. Den Frauen brachte er bei, wie sie ihre Augenlider verschönern
und sich mit allerlei Farbtinkturen schminken konnten, um sich
noch hübscher zu machen.
BELIAL
Belial wurde als zweiter Engel direkt nach Satanel erschaffen...
- nach eigenen Aussagen... doch die sind mit Vorsicht zu genießen.
Denn Belial gilt als Dämon der Lüge. Er tritt als schöner
Engel auf und spricht mit heuchlerisch und sanfter Stimme. Im
apokryphen Nikodemus-Evangelium wird berichtet, daß Satan
höchstpersönlich Belial als Rechtsanwalt engagierte,
um in einem spektakulären Prozeß gegen Jesus die Interessen
der Hölle zu vertreten.
CHERUB/Cherubim
Zweithöchste Engelsklasse in der "Obersten Triade".
Die "erste Menschheit" hat sie in zweifelhafter Erinnerung.
Ihr Name heißt nach Pseudo-Dionysios "Fülle der
Erkenntnis" oder "Ergießung der Weisheit"
und seitdem Mensch es zu ernst genommen hat mit der "Erkenntnis",
stehen die Cherubim "East of Eden", um das Paradies
zu bewachen und den Menschen die Rückkehr zu versperren.
Erst die Überwindung des Cherub macht den Eintritt ins Paradies
möglich.
Nach anderer Lesart bedeutet das hebräische "cherub"
wörtlich übersetzt "einer, der Fürsprache
hält". Dies geht auf die in den Apokryphen überlieferte
Episode zurück, daß die Cherubim aus Mitleid für
Adam bei Gott eine erfolglose Fürsprache hielten.
GABRIEL
Einer der sogenannten Erzengel, gemeinhin der Engel der Fruchtbarkeit.
Im Alten Testament greift der "Engel des Herrn" in die
Dreiecksaffäre zwischen Abraham, seiner unfruchtbaren Frau
Sarai und der vom Stammvater geschwängerten Magd Hagar ein.
Auch Zacharias, dem späteren Vater Johannes des Täufers
verkündet er, daß ihm seine Frau Elisabeth einen Sohn
gebären wird. Er beginnt seine Rede mit dem Engelswort schlechthin:
"Fürchte dich nicht!"
Die folgenreichste Geburtshilfe Gabriels ist jedoch zweifellos
Maria widerfahren.
Wofür die 200 Engel (siehe Asrahiel u.a.) verstoßen
wurden (Vermischung mit den Menschen), geschieht hier in Gottes
Willen...
GALGALLIN
Die niederste Gattung der ersten Triade in der Engelshierarchie
heißt gemeinhin "Throne" oder im Hebräischen
"Galgallin", was sich nicht eindeutig übersetzen
läßt. Es handelt sich um die mysteriösesten Wesenheiten,
die im Henochbuch und bei Ezechiel (I, 15-17) in Erscheinung treten.
"Galgall" bedeutet sowohl "großes Rad"
als auch "Auge, Pupillle". Als Metapher sind sie folgendermaßen
zu verstehen: Gottes Thron verwandelt sich zuweilen in einen Wagen,
und während die Cherubim diesen Wangen lenken, besteht die
Aufgabe der Galgallin sonderbarerweise darin, dieser Wagen zu
sein.
JAKOBS
LEITER
["Jakobs Traum, Genesis 28, 12]: "Er sah eine Leiter,
die auf der Erde stand und mit der Spitze den Himmel berührte.
Auf ihr steeigen Engel Gottes auf und nieder. (...)"
LAHATIEL
Er/Sie ist "der flammende Engel" und herrscht an den
Toren des Todes. So wie der Himmel seine strafenden und richtenden
Engel hat, verfügt auch das Reich der Finsternis über
eine ganze Herrschar.
LEVIATHAN
Die Johannes Offenbarung erzählt:Leviathan verspottete Gott
und lästerte seinen Namen, bekämpfte die Heiligen und
besiegt sie. Behemot brachte die Menschen dazu, Leviathan zu verehren
und anzubeten. Wer den Götzen Leviathan nicht anbetete, wurde
getötet. War Leviathan wirklich ein Tier, ein Drache mit
sieben Köpfen, ein Monster des großen Engelssturzes?
"Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn
es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist 666"
(13,18)
LILITH
"Die Nächtliche", ursprünglich assyrische
Sturmdämonin. Nach der Überlieferung des Talmuds ist
sie Adams erste Frau. Sie verweigerte sich ihm, entriß mit
weiblichem Charme Gott seinen geheimen Namen, auf dem all seine
Macht beruhte und verlangte von ihm, daß er ihr Flügel
gebe. - was Gott wohl oder übel tun mußte, denn sie
besaß die Macht des geheimen Namens. Lilith flog von Eden
zu den Ufern des Roten Meeres und ließ sich in der Wüste
nieder. Auf Adams Beschwerde sandte Gott die drei Engel Sanvai,
Sansanvai und Semgalof aus, um Lilith zu Adam zurückzubringen.
Sie drohten Lilith sie andernfalls zu ertränken. Doch Lilith
blieb stur und kündigte ihrerseits an, alle neugeborenen
Kinder zu töten. Gott ließ seinen Zorn über Ihr
Ungehorsam an der Höllenbrut, den Lilim, aus, die sie mit
dem Höllenengel Sammael täglich hundertfach zeugte.
Für Adam schuf er eine neue Frau: - Eva. Als Adam nach der
vertreibung aus dem Paradies und Abels Ermordung geschworen hatte,
keine Nachkommen mehr zu zeugen, war für Lilith die Stunde
der Rache gekommen: Jede Nacht schlich sie zum schlafenden Adam,
bemächtigte sich seines Samens und formte daraus weitere
Dämonenkinder. Man sagt Lilith auch nach, daß sie nachts
an die Wiegen Neugeborener heranschleicht und prüft, ob sie
durch ein Amulett geschützt sind. Wenn nicht, kitzelt sie
sie an den Füßen und sobald die Babys lächeln,
werden sie von ihr erdrosselt.
LILIM
Die Kinder der Lilith. Auch sie such nachts alleinstehende Männer
auf. Zu den bevorzugten Opfern gehören Mönche, die sich
mit Kruzifixen gegen die Lilim zu wehren versuchen.
LOT
und die Engel
Eine haarsträubende Geschichte. Zwei Engel kamen nach Sodom
des Abends und Lot nahm sie auf in sein Haus, obgleich sie - noch
inkognito - auf der Straße bleiben wollten. Als sie sich
zu Bett begeben wollten, kamen Leute aus der Stadt und forderten
Lot auf, sie herauszugeben, damit sie mit den fremden Unzucht
treiben könnten. Lot verhandelt mit ihnen und bietet statt
der Engel seine beiden Töchter zur Vergewaltigung an... gerade
so, als hätten sich die Engel nicht zu wehren gewußt!
METATRON
Er gilt als der rätselhafteste Erzengel. Selbst die Bedeutung
des Namens liegt im dunkeln. Es könnte eine Abkürzung
des griechischen "Metathronios" sein, was soviel heißt
wie "der einen Thron hat neben Gott".
Der Talmud berichtet von diesem "höchsten Engel",
der auch von der Statur her der größte Engel sein soll:
"Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht... Ich
sende meinen Schrecken vor dir her, ich verwirre jedes Volk, zu
dem du kommst, und alle deine Feinde lasse ich vor dir die Flucht
ergreifen." [Exodus 23,20 und 27]
Die Kabbale beschreibt ihn ebenfalls als "von Sturm, Donner
und Blitz umgeben".
MICHAEL
Zweifelsohne der populärste und meistverehrte der Erzengel.
Er ist der Seelenbegleiter in der Stunde des Todes [Tod Moses,
Judas 9]. Sein Name bedeutet "Wer ist wie Gott". Er
befehligte das Heer der Kriegsengel, er schlug Satans Aufstand
nieder und warf ihn aus dem Himmel [Offenbarung 12, 7-9]. Er erschien
Moses im brennenden Dornbusch, fiel Abraham in den Arm, als dieser
seinen Sohn Isaak opfern wollte [danach weinte der Erzengel mit
Abraham und seine Tränen fielen in eine Schüssel und
wurden zu Edelsteeinen], er befreite auch Petrus aus dem Gefängnis.
Laut Apokalypse Baruch verwahrt Michael den Schlüssel zum
Himmel, so daß ohne seine Prüfung keiner durchs Himmelstor
gelangt. Er gilt als Engel der Gerechtigkeit und im 12. Jahrhundert
entstand die Vorstellung, er wäge die Seelen der Verstorbenen
.
NAAMAH
Naamah gehört wie Lilith zu den vier Bräuten Satans.
Sie gilt als Engel der Prostitution und erwürgt zuweilen
schlafende Babys. Zugleich aber heißt ihr Name soviel wie
"Die Angenehme" oder die "Vergnügliche".
Doch auch sie gehört zu den nach ihrem Sturz eher dunklen
Enegelsgestalten. Von allen Dämoninnen beherrscht sie die
Kunst der Verführung am besten. Naamah ist so schön,
daß ihr weder Sterbliche noch Engel widerstehen können.
Sie versucht den Fortbestand der menschlichen Rasse zu gefährden,
indem sie die Männer von ihren Frauen weglockt. Aber vielleicht
ist sie auch nur ein Sinnbild für Spiel, Freude, Freiheit,
die wie auch die Poesie, stets die Produktivität, den Fleiß
den "Mehrwert" der Eifrigen untergraben.
PURIEL
Puriel, der "feurige und gnadenlose Engel" der jüdischen
Überlieferung prüft und quält die Seelen, die im
Leib gefangen erst durch Tod und Feuer wieder frei und engelsgleich
werden.
RAPHAEL
Im Buch Tobit hilft dieser fröhlichste und geselligste der
Erzengel Tobias bei den irrungen und Wirrungen des Mannwerdens.
Doch seine Kenntnisse gehen über Natur- und Liebeszauber
hinaus. Er gilt als der Engel der Heilkünste, worauf bereits
sein Name verweist "Rapha" = Heilen (siehe auch Seraphim).
Als Wächter des paradiesischen Lebensbaumes verwehrte er
Adam auf Gottes Befehel die Unsterblichkeit. Und als Gott beschlossen
hatte, alles Leben zu ersäufen, schenkte Raphael Noah jenes
geheimnisvolle Buch, nach dem die Arche zu bauen war.
RAZIEL
Gottes Sonderbeauftragter für die Geheimhaltung der Geheimnisse
des Himmels ist der Erzengel Raziel. Er ist der Engel "der
geheimen Regionen und des höchsten Mysteriums". Er hatte
das Unaussprechbare zu bewahren, das nicht einmal die guten Engel
wissen durften. Er verfaßte das sagenumwobene "Buch
des Engels Raziel", in dem er die 1500 Schlüssel zu
den Mysterien des Universums erklärte. Doch er verschlüsselte
sie zugleich, so daß sie für immer unbekannt blieben.
SATANEL
Ehe er, (unter fadenscheinigem Vorwand aber mit der absoluten
Logik, daß ohne Böses auch nichts Gutes sein kann),
aus dem Himmel gestürzt wurde, regierte Satanel (der mit
seinem Fall die Schlußsilbe -el, "der Glänzende,
Strahlende" verlor) die zweite Klasse der Engel (der Mächte)
der "Mittleren Triade".
Wenn man davon ausgehen kann, daß Satanel und Luzifer (wie
er in der Vulgata dann heißt) einundderselbe Engel ist,
der erst im 2 Jhd. v. Chr zum Versucher und Sinnbild des Bösen
wurde, dann war er vor seinem Sturz nicht nur einer der obersten
Engel, sondern als "Sohn der Morgenröte" war er
bereits am ersten Schöpfungstag gleichranging mit den Cherubim.
In der "Schatzhöhle" heißt es hierzu: "...
Ihm [Adam] ziemt es, mich zu verehren, mich der ich Feuer und
Geist bin, und nicht mir, daß ich den Staub verehre, der
aus einem Staubkörnchen gebildet ist." Solches brachte
der Empörer vor und ward ungehorsam; so trennte er sich nach
seinem eigenen Willen und seiner Freiheit von Gott. Da ward er
gestürzt und fiel, er und seine ganze Schar; am sechsten
Tag in der zweiten Stunde geschah sein Fall aus dem Himmel."
"Die
ganze sichtbare Schöpfung besteht nur aus Partikeln des großen
gefallenen und in die Materie gebannten Geistes Luzifers und seines
Anhangs. (Jakob Lorber, Himmelsgaben II)
"Sehet,
was Ich einem einzigen hochmütigen Engel wegen tue! Ich sage
euch, es wäre nie eine Erde noch Sonne, noch irgendetwas
Materielles geschaffen worden, wäre dieser Einzige demütig
geblieben." (Himmelsgaben I)
SEMJASA
siehe Arakiel ["Buch der Wächter" (Henoch)]. Semjasa
überbrachte den Menschen das Wissen um die Beschwörungen
und die Naturheilkunde (das Schneiden von Wurzeln). Im Gegensatz
zu Azazel bereute er die Engelrebellion, fand aber vor Gottes
Auge keine Gnade. Oder sollte man es als Gnade verstehen, daß
er nicht wie die anderen unter die Erde verbannt wurde, sondern
"sich selbst in der Schwebe haltend bis zum heutigen Tage
zwischen Himmel und Erde gefangen ist: den Kopf nach unten und
die Füße nach oben... denn es war ihm nicht mehr gestattet,
vor dem herrn den Mund zu öffnen.
SERAPH/Seraphim
In der Engelhierarchie stehen die Seraphim an 1. Stelle in der
Oberen Triade. Alle in dieser Klasse versammelten Engel (2. Cherubim
und 3. Thron) stehen Gott am nächsten und den Menschen am
fernsten. Demzufolge sind die Engel der Obersten Triade eher reines
Licht, Energie, Klang etc. und sie nehmen nur Gestalt an, wenn
sie auf Erden in Erscheinung treten.
Der Name Seraphim leitet sich von den hebräischen Wörtern
Sert (Schutzengel) und Rapha (Heilen) ab. Pseudo-Dionysios nennt
sie auch "Entflammte" und "Erglüher".
Der Gesang der Seraphim versinnbildlicht die "Urschwingung"
und Schöpfungskraft, - oder in einer anderen Metapher das
"Feuer der Liebe". Bezeichnenderweise ist der Anblick
dieser hochenergetischen Lichtwesen für Menschen unerträglich.
Nach "Jesaja" bedecken sie zum Schutze für den
Menschen "mit zwei Flügeln ihr Gesicht, mit zweien ihre
Füße und mit zweien fliegen sie." Eine gewisse
Ähnlichkeit zu Drachen und feuerspeienden Schlangen ist nicht
zu leugnen.
SERIEL
siehe "Arakiel",zu den abtrünnigen Engeln, die
den Menschen die Geheimnisse des Himmels überbrachten gehörte
auch Seriel, der sie unterwies die Zeichen des Mondes zu entschlüsseln.
SIEBTER
ENGEL
Der Siebte Engel in der Johannes Offenbarung kündigt das
Jüngste Gericht an, nachdem die Reiter der Apokalypse und
sechs vorangegegangene Engel das Szenario der Apokalypse eingeleitet
haben.
Er schwört bei allem Lebendigen von Ewigkeit zu Ewigkeit,
daß "hinfort keine Zeit mehr sein soll", und in
den Tagen der Stimme des Siebenten Engels das Geheimnis Gottes
vollendet wird. Der Siebte Engel befahl Johannes alles niederzuschreiben,
das Buch aber nicht zu versiegeln... denn die Zeit ist nahe...
URIEL
Sein Name bedeutet "Feuer Gottes" oder "Licht Gottes".
Manchmal wird er auch "Phanuel" genannt. Nach Henoch
ist dieser Erzeengel der Herrscher der Unterwelt. Sein späterer
Beiname lautet Fortus Socius. Wahrtscheinlich war es Uriel, der
mit Jakob gerungen hat, und nicht Michael. Jedesmal wenn Gott
eine starke Hand brauchte, beauftragte er Uriel, den "Engel
der Vergeltung". Er soll auch einer der Engel sein, die mit
flammendem Schwert am Eingang des Paradieses stehen. (Demnach
ist er Erzeengel und zugleich Cherub). Außerdem wacht er
über Donner undSchrecken. Aber wie alle Engelsgestalten ist
er ambivalent und weist auch durchaus gute Züge auf: Uriel
ist für alle Himmelslichter verantwortlich und er war es,
der Noah vor der Sintflut warnte.
VIERTER
ENGEL
Nachdem der Vierte Engel der Johannes Offenbarung in die Posaune
geblasen hatte, bzw. seine von Gott erhaltene Schale des Zorns
über die Welt ausgeschüttet hatte, verloren Sonne, Mond
und Sterne ein Drittel ihrer Leuchtkraft, so daß Tag und
Nacht um ein Drittel dunkler wurden.
"Und der Vierte Engel goß aus seine Schale in die Sonne,
und ihm ward gegeben, den Menschen heiß zu machen mit Feuer.
Und den Menschen ward heiß vor großer Hitze und sie
lästerten den Namen Gottes"
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